Ich möchte für meine Kinder ein Leben in Wohlstand: Gesunde Luft, sauberes Wasser, gesundes Essen, weite Wälder und das alles bei extrem hohem technologischem Standard. Die Liste lässt sich weiterführen. Also im Grunde möchte ich für sie das, was ich mir für mein eigenes Leben gewünscht habe.
Simon Sinek drückt das so aus: Es soll ihnen ein bisschen besser gehen (hier gibt es seinen Vortrag auf Youtube). Deshalb engagiere ich mich für das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz (hört dazu in meinen Podcast). Bei borisgloger consulting haben wir begonnen, weitere SDG-Ziele zum Unternehmenszweck zu machen, neben den bei uns im Unternehmen gelebten Zielen: Gleichheit der Geschlechter, gute Bildung, würdevolle Arbeit und Wirtschaftswachstum. Deshalb versuche ich nun auch, mit dem Q-Lab Ziele wie saubere Energie und Klimaneutralität anzugehen. Bei all dem bin ich erfüllt mit der Zuversicht, dass wir es in Europa doch noch schaffen können, unseren Wohlstand umweltverträglich zu machen und zu behalten.
Die Innovationskraft in der EU sinkt, während sie andernorts steigt
Doch je mehr ich mich mit Geopolitik und Volkswirtschaft auseinandersetze und die Zusammenhänge besser und besser verstehe, für desto unwahrscheinlicher halte ich es, dass wir hier in West-Europa, besser gesagt, in der EU, tatsächlich eine sinnvolle Zukunft für unsere Kids zustande bringen werden. “Wenn die deutsche Politik die Chancen nicht ergreift, ist der jungen Generation nur eins zu raten: Rennt!”, sagt der Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe Prof. Dr. Gunnar Heinsohn in dieser Podcast-Episode von „beyond the obvious – der Ökonomie-Podcast”. Warum er das sagt? Weil die Innovationskraft unserer Gesellschaft seit 25 Jahren abnehme und wir nichts aktiv dagegen unternehmen. Die Rate der PCT-Patente pro Einwohner stand in Deutschland im Vergleich zu Südkorea einst bei 22:1. Südkorea hat aufgeholt. Im letzten Jahr ist die Rate auf 1:1 gesunken. Bei nur 50 Millionen Südkoreanern und Südkoreanerinnen zu 80 Millionen Deutschen.
Das ist deshalb dramatisch, weil wir gleichzeitig in einem Wirtschaftsraum stecken, in dem wir in der EU und in den USA gerade mal 3 Millionen hochbegabte Kinder haben, während die Wirtschaftsräume Japan, Korea und China nun mal 22 Millionen hochbegabte Kinder haben. Ich will hier gar nicht in eine Diskussion einsteigen, ob Prof. Heinsohn mit den Zahlen korrekt liegt. Die Größenordnung ist entscheidend. Angenommen, sie ist annähernd korrekt, dann hätten wir in der EU massive Anstrengungen übernehmen müssen, um unsere Kids besser, noch viel besser auszubilden. Aber dann kam Corona und unser Schulsystem, unser Bildungssystem und die Innovationskraft unserer Industrie wurde schonungslos angezählt. Unser kleiner gallischer Kampf, mit Scrum4Schools unseren Schülerinnen und Schülern eine Chance zu geben, oder unsere 20 Jahre alte Idee, mit agilen Organisationen durch Produktivitätssteigerungen und Verbesserungen der Innovationskraft hier etwas entgegenzusetzen, ist bei diesen Dimensionen tatsächlich nur eine Tröpfchen auf dem heißen Stein.
Der Fokus auf den Verzicht ist falsch
Hört euch die Podcastreihe von Daniel Stelter an. Man lernt wirklich viel über Volkswirtschaft und warum wir im Kapitalismus tatsächlich einen Wachstumszwang haben. Genau deshalb müssen wir nachhaltig werden, nicht durch Reduktion und Verzicht auf Wohlstand (ich kann dieses Mantra nicht mehr hören), sondern durch höhere Produktivität, besser Bildung und den Umbau der Wirtschaft. Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen hin zu einer solargetriebenen Wirtschaft mit unbegrenzter Energieversorgung zum Nulltarif, wie es Rifkin in “Der Globale Green Deal” und Herr Prof. Heinsohn eigentlich zwischen den Zeilen erklärt.
Der Schock des Systems wird zu einem Umbau und zu neuem Wohlstand führen, nicht die Nullzinspolitik, die die sehr Reichen nur reicher macht, ohne Innovationskraft zu entfalten. Der Einzelne sollte aus diesem Podcast seine Konsequenzen ziehen. Die letzten Jahre zeigen, welcher Wirtschaftsraum eine Zukunft hat und wo die Zukunft gestaltet wird. Es muss ja nicht China sein. Australien und Neuseeland oder auch Südkorea sind doch interessante Alternativen.
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