Die Cities werden voller Fahrräder sein

Wachsende Städte sind die Normalität. Trotz Glasfasernetzen und 5G zieht es die Menschen weg vom Land rein in die Städte, während die Bevölkerung in den Dörfern immer älter wird. Die Jungen gehen, die Alten bleiben. Japan, ein Land mit einer ähnlichen Bevölkerungsentwicklung wie Deutschland, hat bereits das Problem, dass ganze Dörfer nicht mehr bewohnt sind. Es wird sogar prognostiziert, dass bis 2040 gigantische Landstriche unbewohnt sein werden: “Nationally, it is estimated that unclaimed land will reach 7.2 million hectares in 2040 (almost the size of Hokkaido and bigger than Tasmania), with a value of close to ¥6 trillion (A$7 trillion).” Werden auch Landstriche und Dörfer in Deutschland oder Österreich leergefegt sein? Vielleicht, vielleicht nicht. Doch während die Ballungszentren wachsen, die Pendler immer längere Anfahrtswege in Kauf nehmen und die Mieten und Wohnungspreise in den Ballungszentren stetig steigen, entvölkern sich die ländlichen Gegenden (wen es näher interessiert, dem sei die Doku “Landflucht: Wenn Dörfer sterben” auf Servus TV empfohlen).

Eine der Folgen: zu viele Autos in den Städten. Der Verkehr wird unerträglich, die Autos stehen mehr als sie fahren. Vielleicht kommen die selbstfahrenden Autos und Ubers dieser Welt und lösen das Problem. Doch vielleicht sind diese Ideen, am Auto orientiert, nicht zielführend. Vielleicht braucht es noch einmal einen offeneren Gedankenaustausch — einen, der uns in den Städten mehr experimentieren ließe.

Wer braucht schon das Auto — fahren wir Rad

Wie wäre es mit der Idee, die Fahrräder in die Städte zurückzuholen: Anthony Desnick, u.a. Radaktivist, zeigt in seinem TedTalk, dass es möglicherweise eine ganz andere Lösung für das Verkehrsproblem gibt: Wer in den Städten wohnt, braucht möglicherweise gar kein Auto – es ist viel sinnvoller, aufs Fahrrad umzusteigen. Wir wissen aus den Niederlanden, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit des Verkehrs steigt, wenn es viele Fahrradfahrer gibt (siehe das Buch “Bike Nation”).

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Doch wie ist das für die, die draußen wohnen? Sie wohnen vielleicht am Land, weil sie sich die Preise der Stadtwohnungen gar nicht leisten können. Konsequenz: Sie können gar nicht in die Stadt — sie brauchen also das Auto? Zumindest lassen vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ausgewertete Daten des österreichischen Verkehrsministeriums vermuten, dass viele auf dem Land das Auto tatsächlich brauchen.

Radhighways gegen Verkehrsstaus

Doch, wie Desnick treffend bemerkt, wer gar kein Auto hat, der hat plötzlich das Geld, um sich eine höhere Miete zu leisten. Ein Auto ist nicht billig, sondern kostet eine Menge Unterhalt. Locker sind da mal 200 bis 500 Euro im Monat fällig. Die könnte man doch auch in die höhere Miete stecken, oder es reicht dann vielleicht zur eigenen Wohnung in der Stadt.

Zu diesem Thema möchte ich euch “Bike Nation” von Peter Walker empfehlen. Es ist ein wenig langatmig, weil extrem voll mit Zahlen und Fakten, doch auch Walker zeigt: Wir könnten die Verkehrsprobleme in den Städten möglicherweise mit Fahrrädern lösen. Übrigens kommt auch der oben erwähnte Artikel des VCÖ zum gleichen Schluss. Was es dazu unter anderem bräuchte, wären Rad-Highways, wie man sie in London baut: „Der Radverkehr hat in Österreich ein riesiges Potenzial. Wir brauchen mehr Radwege in den Regionen und in den Ballungsräumen rasch ein Netz an Rad-Highways vom Umland in die Stadt. Damit können viele Staus vermieden werden. Denn sieben von zehn Autofahrern sind auch Radfahrer.”

Das e-Bike wird zum Motor der e-Mobilität

Und — die Lösung ist natürlich nicht das normale Fahrrad, das wir aus unserer Kindheit kennen und das viele von uns nur am Wochenende rausholen. Ich rede auch nicht von den Karbon-Rennern der Lycra tragenden Männer — dazu gibt es eine wundervolle Betrachtung von Jennifer Tough in ihrem lesenswerten Buch “Keep the Sea to the Right”. Ich meine auch nicht, dass wir alle Extrem-Radler wie Marc Maurer werden müssen, der die Schönheit des Radfahrens im Film “A Journey Beyond” zeigt.

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Nein, die Lösung wird nicht das selbstfahrende e-Auto sein. Die Lösung liegt im e-Bike, e-Scooter oder e-Roller. Lösungen wie das Brompton Electric (? Review) werden dafür sorgen, dass die Städte ihre Verkehrsprobleme in den Griff bekommen und der urbane Raum lebenswert bleibt.

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Diese Fahrräder sind leise, schnell und dienen dazu, dass viele von uns mit Spaß zur Arbeit fahren werden. Und so verrückt es klingt: In Zeiten, in denen die Politiker noch immer über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge reden, statt neue Lösungen zu suchen, hat die Industrie schon lange reagiert. So versucht zum Beispiel BOSCH, seine Mitarbeiter zum Fahrradfahren zu animieren, indem ihnen ein e-Bike Leasing angeboten wird: „Wir wollen mit diesem Mobilitätsangebot einen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in Städten leisten und die Gesundheit unserer Mitarbeiter fördern“, sagt Christoph Kübel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH, zum Start des neuen Angebots.

Das e-Auto ist nicht die Lösung, sondern das e-Bike

Könnte doch sein, dass die Autoindustrie von den e-Bikes angegriffen wird und nicht von den e-Autos. Denn wenn immer mehr Menschen in die Städte ziehen, also immer weniger aufs Auto angewiesen sind, dann sind e-Autos sicher nicht die Lösung, um e-Mobilität nach vorne zu bringen. Das e-Auto im großen Stil ändert ja an der Verkehrssituation nichts. Zu viele e-Autos verursachen auch einen Stau. Selbstfahrende Ubers, das ist eine andere Idee. Da diese Autos ständig fahren und so gut wie nicht stehen, braucht man insgesamt weniger davon, um die gleiche Anzahl an Fahrten zu machen.

Übrigens — wer mit wachen Augen durch die großen Städte geht kann den Trend zum Fahrrad ohnehin schon sehen. Geht mal durch Wien und zählt die Fahrradläden, die ihr entdeckt. Die wachsen wie Pilze aus dem Boden. In Wien Margareten gibt es mehr als 5 Stück im Umkreis von 500 Metern. Völlig irre. Und wer hat den Trend auch entdeckt und will mitmischen? Die Automobilhersteller. Sie bauen jetzt wieder Fahrräder — also zurück zu den Anfängen, denn fast jeder Autobauer ist aus einer Fahrradmanufaktur hervorgegangen. Oder sind es nur Alibi-Aktionen? Wir werden sehen.

Hier noch zum Abschluss eine wundervolle Doku über den neuen Trend Fahrrad:

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