Führungskolleg:innen. Oder: Auch Selbstorganisation braucht Führung

Frag‘ 10 agile Consultants, was Führung ist, oder ob Führung in Systemen gebraucht wird, und du wirst 10 unterschiedliche Antworten erhalten. Gleichzeitig ist das Thema Führung, oder der Führungskraft im agilen Kontext oftmals verbrannt und ein Begriff, den man besser nicht in den Mund nimmt; etwas was es im agilen Kontext eigentlich nicht geben dürfte oder sollte.

In diesem Fall wird Führung oft mit Macht und mit Machtmissbrauch verbunden, gleichzeitig geht es oftmals auch um eine Art Emanzipation. Als dürften die Manager nicht mehr führen, weil wir uns als agile Teams ja emanzipieren müssen.

Führung orientiert & bietet Schutz

Doch Führung hat erst einmal gar nichts mit der Position oder dem Rang in einer Firma oder einer Organisation zu tun. Führung ist per se etwas, was in jeder Form von Zusammenarbeit gebraucht wird. Denn Führung sorgt für Orientierung und gibt Schutz. Alle Kolleg:innen in einer Organisation sollten die Orientierung gewährleisten und den Schutz bieten können. Jede:r, die/der mehr Wissen hat oder bessere Wege kennt, sollte auf diese Weise in die Führung gehen dürfen oder in die Führung gelangen.

Jede:r kann in Führung gehen

Um diesen Aspekt zu würdigen, schlage ich vor, Führungskräfte in Organisationen in Zukunft “Führungskolleg:innen” zu nennen. Damit würde deutlich werden, dass jede:r in einem Team und in einer Organisation in Führung gehen kann. Die Kolleg:innen können sich dann entscheiden, ob und wie sie der (temporären) Führungskolleg:in folgen möchten.

Ich bin mir sicher, dass – in einer wissensbasierten Organisation – jede:r mit mehr Know-How, die Lage besser einschätzen kann, automatisch in die Führung gelangen kann. Wenn – ja wenn, die Organisation das nicht durch Positionen und Ränge von vornherein ausschließt.

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