Wie geht fünfwöchiges Remote-Arbeiten im QLab, Andrea Kuhfuß?

„Es ist faszinierend zu beobachten: Egal von wo aus sich die Studierenden via MS Teams einwählen – ob in Indien, Puerto Rico oder Italien – mit dem richtigen Handwerkszeug und Teambuilding-Maßnahmen gelingt das Arbeiten genauso gut wie im direkten, persönlichen Kontakt.“

Andrea Kuhfuß

Mein Gast: Andrea Kuhfuß

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Andrea Kuhfuß hat so viele spannende Geschichten zu erzählen, dass sie schon zum vierten Mal in meinem Podcast zu Gast ist. Sie ist nicht nur Design-Thinking-Beraterin und gute Freundin, sondern auch Geschäftspartnerin: Mit ihr habe ich die Initiative QLab Think Tank gegründet – das nachhaltige Innovationslabor, mit dem wir Livable Cities Realität werden lassen. Heute sprechen wir darüber, wie unsere Initiative angelaufen ist und wie das enge Remote-Arbeiten gelingt, wenn man sich noch nie persönlich getroffen hat.

Das sind die drei Hauptpunkte in Kürze:

1. Unser digitales Geschäftsmodell funktioniert weltweit

Das QLab startete im April dieses Jahres mit einem ersten Sprint von fünf Wochen. „Der Zeitraum war eigentlich erst mal als Testlauf gedacht, denn das Remote-Arbeiten war zunächst aus der Not heraus geboren“, sagt Andrea. Das klappte aber so erstaunlich gut, dass wir festgestellt haben: Unser Geschäftsmodell ist tatsächlich rein digital. Ziel des QLab ist es, für einen Kunden Lösungsansätze zu finden und/oder auch Produkte zu entwickeln.

Am Anfang steht eine konkrete Fragestellung im Raum. Fünf Studierende aus der ganzen Welt mit völlig unterschiedlichem Hintergrund kommen für diese Zeit sehr intensiv zusammen und erarbeiten im Team Lösungsvorschläge. Wir haben bewusst darauf geachtet, dass das Team divers zusammengesetzt und auch mit den Themen der Sprints vorab noch nicht in Berührung gekommen ist. Die konkrete Aufgabenstellung erfahren die Teilnehmenden erst im Kennenlerngespräch. So behalten wir den Blick von außen und laufen gar nicht erst Gefahr, zu sehr im eigenen Saft zu schmoren.

Ein wichtiger Faktor für die Zusammenarbeit ist im ersten Schritt die klare Kommunikation der Voraussetzungen, meint Andrea. In diesem Fall: Wir arbeiten ausschließlich remote und jede:r bringt das eigene Gerät zum Arbeiten mit. Der Design-Thinking-Prozess und Prinzipen und Meetings aus dem Scrum (Daily, Retro) bilden den Rahmen. Das fängt z. B. mit einer sehr persönlichen Vorstellungsrunde an (was treibt dich an, was sind deine Werte?). So zeigen wir Offenheit und machen die Tür gleich einen Spalt auf.

Im nächsten Schritt gehen wir zur Fragestellung unseres Sprints über. Die Teilnehmenden erzählen uns, was sie persönlich damit verbinden (im aktuellen Sprint: „Wie können wir agile Arbeitsweisen im Bereich nachhaltiges Bauen implementieren?”). Am zweiten Tag kommen unser Auftraggeber und ein:e externe:r Expert:in dazu, die wiederum neuen Input geben. So entsteht am Ende des zweiten Tages trotz total unterschiedlicher Kulturen und Hintergründe meist schon eine gemeinsame Vision und das Eis ist gebrochen. Die Studierenden bewegen sich aus ihrer Komfortzone heraus, Andrea nennt das „positiv traumatisieren“. Ich finde, das trifft unsere Arbeitsweise im QLab sehr gut. Die Studierenden nehmen unheimlich viel Wissen in kürzester Zeit auf und sind gleichzeitig mit viel Spaß und Leidenschaft dabei, aktiv etwas zu erarbeiten. Klar, dass sie bei so viel Kopfarbeit auch an ihre Grenzen kommen.

2. Erfolgreiches Remote-Arbeiten baut auf Gefühlen und einer Vision auf

Der zweite wichtige Faktor neben dem Handwerkszeug ist beim Remote-Arbeiten also das Teambuilding. Man darf ja nicht vergessen: Wir sitzen gemeinsam sehr intensiv für fünf Wochen virtuell zusammen und haben uns persönlich noch nie gesehen! Deshalb ist unser Credo, im täglichen Doing kleine Challenges einzubauen. So lernen wir noch einmal mehr die Persönlichkeit jedes Teammitglieds kennen. Für mich persönlich ist neben den Rahmenbedingungen insbesondere ein gemeinsames Ziel entscheidend.

Mein ganz persönliches Highlight aus dem QLab: Unfassbar viele Menschen sind mittlerweile in irgendeiner Art und Weise in das QLab eingebunden. Aus aller Welt kommen dort Menschen zusammen, die etwas mit nachhaltigem Bau zu tun haben. Wir haben internationale Gäste aus den USA, England oder der Schweiz dabei – ob Architekt:innen, Planer:innen, Bauunternehmen oder Zulieferer. Das erzeugt natürlich eine Menge Energie im virtuellen Raum. Und wir merken: Durch die unterschiedlichen Blickwinkel aus den Kulturen bringt jede:r wieder andere Lösungen mit. Die Lernkurve ist exponentiell, weil wir konstant reflektieren und unser Wissen teilen. Also nehmen die Studierenden am Ende der fünf Wochen nicht nur sehr viel Methodenwissen und Wissen über wertschöpfendes und wertschätzendes Arbeiten mit, sondern auch Impulse dafür, ob sie das Richtige tun und wie sie ihre Zukunft gestalten wollen.

3. Eine Quintessenz: Modulares Wohnen ist die Zukunft

Im Team beschäftigen wir uns über Wochen mit nachhaltigen Lösungen und setzen uns ständig mit dem Thema auseinander. In diesem Sprint diskutieren wir ja das nachhaltige Bauen. Noch immer wird Reihenhaus an Reihenhaus gebaut. Dabei müssten wir uns doch sinnvollerweise fragen: Was wäre, wenn wir uns im Bausektor ausschließlich an den Bedürfnissen derjenigen orientieren, die letztendlich in diese Wohnungen und Häuser einziehen? Haben wir dann immer noch die üblichen Probleme mit Regularien, Finanzierung, Mindset und Wissen? Andrea schlägt vor, Häuser künftig nur noch multimodal, also nach einem Baukastensystem zu gestalten. Ein Student braucht ja zum Beispiel eine ganz andere Küche als das Paar mit zwei Kindern. Eine weitere Lösung für Weltenbummler:innen wäre, Mobilität und Wohnen direkt zu vereinen, also anstelle einer Wohnung plus Campervan plus zweitem Auto einfach eine Art Tiny House auf Rädern zu gestalten, das alles in einem vereint.

Hört mal rein, wenn ihr wissen wollt ….

… wie ihr aus der Komfortzone hin zur Gefahrenzone kommt und mit welchen Tools ihr Remote-Workshops aufbaut, die oft sogar besser funktionieren als die analoge Variante. Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

Im Herbst stehen in Deutschland Bundestagswahlen an. Informiert euch doch im ersten Schritt mal, was die Parteien in der Klimapolitik planen. Machen wir die Wahl zur Klimawahl.

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