Tue Gutes und finanziere den Change damit – mit Peter Vandor (Social Impact Award)

„Es ist ein Mythos, dass die Gründungsidee immer etwas total Geniales sein muss. Oft sind es eher die mediokren Ideen, die man mit einem guten Team beginnt, an denen man dranbleibt, um zu sehen, was tatsächlich gebraucht wird. Das sind die Dinge, die Bestand haben.“

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Mein Gast: Peter Vandor

Peter Vandor ist einer der zwei Leiter des Social Entrepreneurship Center an der Wirtschaftsuniversität Wien und Gründer des Social Impact Awards, über den junge Social Entrepreneurs in mittlerweile 18 Ländern gefördert werden. Aber wie das beim Gründen so ist, musste sich auch der Social Impact Award erst einen Namen machen. Beim initialen Kickoff ist keiner gekommen. Aber es hat sich gelohnt, dranzubleiben. Als beim ersten offiziellen Durchgang des Awards dann 59 Einreichungen auf dem Tisch lagen, war für Peter Vandor klar: Dieses Thema interessiert die Leute.

Das sind die drei Hauptpunkte

1. Social Entrepreneurship zielt auf eine soziale oder ökologische Wirkung ab

In Österreich gibt es heute Schätzungen zufolge 2.500 bis 3.000 Social Entrepreneurs – im Vergleich zu 1.200 bis 2.000 vor sieben Jahren. Eine Entwicklung, die mich positiv überrascht hat. Der Unterschied zum klassischen Business ist vor allem einer: Das vordergründige Ziel ist nicht die Gewinnmaximierung, sondern die soziale oder ökologische Wirkung, die das Unternehmen schafft. Social Entrepreneure knöpfen sich große gesellschaftliche Herausforderungen vor und versuchen diese – anders als NGOs, die sich über Spenden finanzieren – mit kommerziell ausgelegten Modellen zu lösen. Der Social Impact Award von Peter Vandor bietet vor allem jüngeren Unternehmer:innen (unter 30) wertvolle Anknüpfungspunkte, um etwas Cooles auf die Beine zu stellen.

Beispiele gibt es viele. Wie Pragulic, ein Unternehmen, das Obdachlose zu Stadtguides ausbildet. Da lernst du Prag aus einer ganz neuen Perspektive kennen. Extrem spannend. Oder die Wiener Vollpension, ein Mehrgenerationencafé, das ältere Menschen einstellt, für die der Arbeitsmarkt oft keinen Platz mehr hat. Die Frage, die sich bei solchen Unternehmen in der Regel stellt: Wie finanziert man das? Wie kann ein Social Business erfolgreich werden? Tatsächlich müssen die Gründer:innen dabei oft ziemlich kreativ werden. Denn die liebe Oma – um beim Beispiel der Vollpension zu bleiben – backt zwar einen ganz wunderbaren Kuchen, arbeitet aber altersbedingt einfach langsamer als Studierende Anfang 20. Rein betriebswirtschaftlich gesehen bedeutet das höhere Personalkosten, weil man mehr Arbeitskräfte einstellen muss.

Genau darin liegt das Spannungsfeld, das Social Businesses so interessant und wichtig macht: „Die Kunst des Social Entrepreneurship ist es, den Widerspruch aufzulösen oder möglichst gut zu moderieren“, sagt Peter Vandor. Dass dieser Zugang funktionieren kann, zeigt sich etwa, wenn das Konzept von Pragolic plötzlich auch in anderen Städten umgesetzt wird (z. B. Shades Tours in Wien und Graz). Oder wenn immer mehr Leute gespannt in die Vollpension kommen, um genau diese einzigartige Oma-Experience zu erleben. Ich muss da jetzt auch mal hin.

2. Ein Social Business sollte wie ein Start-up denken

Die klassische Story von Gründer:innen speist sich immer wieder aus dem Mythos der zündenden kreativen Idee, die dann plötzlich alles verändert hat. Das ist ein verlockendes Narrativ. Die kreative Idee wird aber tendenziell überbewertet. Peter Vandor bringt es auf den Punkt: „Oft sind es eher die mediokren Ideen, die man mit einem guten Team beginnt, an denen man dranbleibt.“

Es spricht nichts dagegen, sich von anderen Unternehmen inspirieren zu lassen. Peter Vandor sieht das ganz pragmatisch: „Gerade im Sozialbereich finde ich Copy & Paste manchmal auch wirklich einen sehr guten Zugang. Das ist ja immer nur das Startprogramm, man muss dann ohnehin noch viele Dinge anpassen, Hypothesen aufstellen, diese möglichst schnell validieren – und dann möglichst schnell schauen, ob das, was in meinem Kopf Sinn macht, da draußen auch jemand braucht.“ Also Fokus auf schnell liefern, statt sich monatelang im Konzept zu verlieren. Unterschreibe ich sofort.

3. Unternehmen müssen es Mitarbeiter:innen ermöglichen, Impact zu schaffen

Es ist kein Geheimnis, dass immer mehr Menschen Wert darauf legen, ob und in welchem Umfang sich ein potenzieller Arbeitgeber nachhaltig und sozial engagiert. Peter Vandor hat dazu eine spannende Studie parat: In einem Experiment wurde zwei Mal derselbe Job ausgeschrieben. Einmal mit starkem Purpose-Element, einmal ohne. Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Purpose-Variante erzielte 33 % mehr Bewerbungen (nicht 25 %, wie Peter im Gespräch versehentlich gesagt hat, hier findet ihr die Studie). Aber die eigentliche Pointe ist, dass die Anzeige auch bessere Leute angezogen hat. Im Schnitt waren sie 10-25 % produktiver als jene Menschen, die sich auf die andere beworben haben. 

In der Regel möchte man gute Leute aber nicht nur einstellen, sondern auch halten. „Die meisten Social Entrepreneurs haben ihre Ideen in einem Anstellungsverhältnis“, erklärt Peter Vandor. Im Worst Case verlassen die besten Mitarbeiter:innen irgendwann das Unternehmen, um ihre Ideen umzusetzen. Auch wir bei borisgloger consulting hatten immer wieder das Problem, dass gute Leute gegangen sind. Heute bieten wir einen freieren Rahmen, in dem man seine Ideen verwirklichen kann. Nach dem Motto: Du hast eine Idee? Super, los geht‘s – das kannst du bei uns machen.


Hört einfach ‘mal rein, wenn ihr mehr über Social Businesses erfahren und interessante Einblicke in die Arbeit mit jungen, innovativen Gründer:innen bekommen wollt.

Auf der Website des Social Impact Awards findet ihr außerdem weitere Infos zum Programm. Klickt euch auch durch das Book of Inspiration – hier gibt es viele spannende Social Businesses zu entdecken.