Ideenlosigkeit oder Innovationen: Hoffnung für das Bildungssystem?

Bildung ist vergleichbar mit der Fußball-WM, meint mein Gast Prof. Dr. Lembke: Viele Zuschauer denken, sie hätten das Wissen des Bundestrainers gepachtet – analog dazu seien sehr viele Eltern selbsternannte Profipädagoginnen und -pädagogen. Aber woran liegt das? Jeder Mensch, so Professor Lembke, durchläuft in Deutschland ein völlig standardisiertes Bildungssystem – Eltern würden das weitergeben, was sie selbst auch über Lernen und Lehren erfahren haben. Damit blieben viele Chancen verborgen und die Hoffnung auf neue, wirklich innovative Ansätze schwinden – jedoch nicht nur aus diesem Grund. Auch die politischen Strukturen erlaubten keine bahnbrechenden Neuerungen. Wir sind uns leider schnell einig, wozu das letztendlich führt: Das deutsche Bildungssystem instrumentalisiert die Schülerinnen und Schüler, sie werden zu Objekten degradiert. Damit sind sie die Leidtragenden dieses Systems, in dem sie keinerlei Mitspracherecht haben.

Professor Lembke ist sich zudem sicher: Der Hebel für besseres Lernen und Lehren sind nicht die neuen Medien. Er hat vielmehr Sorge, dass Schulen künftig ohne jede Reflexion digitalisiert werden. Und er weiß, wovon er spricht: Der Wirtschaftspädagoge und promovierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler hat die digitalen Entwicklungen der letzten 40 Jahre erst miterlebt und dann mitgestaltet – zum Beispiel im Bertelsmann-Konzern und an diversen Hochschulen. Als Studiengangsleiter betreut er seit 2009 die wissenschaftliche Ausbildung im Studiengang Digitale Medien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim.

Natürlich möchte ich dann auch zukunftsgewandt von meinem Gast wissen: Wie können wir einen wertschätzenden, den Schülerinnen und Schülern zugewandten Unterricht gestalten? Gerald Lembke stellt eine interessante Forderung auf: Wir sollten das Problem beim Schopf packen und schon in der Lehrerausbildung beginnen – etwa über privatisierte Hochschulen und ohne Verbeamtung der angehenden Lehrkräfte. Die Folge könnten kooperative Lernprozesse an Schulen sein, die Unterricht progressiv voranbringen.

Neugierig geworden? Hört doch mal in die neue Folge rein und kommentiert gerne.  

Übrigens: Am 2. Dezember diskutiere ich bei unserem virtuellen Bildungspanel u. a. mit Professor Lembke über neue Ansätze im Bildungssystem. Wer dabei sein möchte, meldet sich hier kostenfrei an.

© Gerald Lembke